Man muss derzeit nicht Systemtheoretiker:in sein, um ganzkörperlich zu spüren, was uns die Systemtheorie lehrt „was in die Kommunikation tritt, lenkt unsere Aufmerksamkeit“.
Alle Kommunikationskanäle (Radio, Fernsehen, Zeitungen, soziale Medien, Gespräche unter Menschen etc.) scheinen nur noch um „das Eine“ (anoroC*) zu kreisen. Kein Wunder das diese Fakten, Meinungen etc. für ein körperliches Emotionsfeuerwerk in uns sorgen und nach nun acht Monaten uns mit vielfältigen ganzkörperlichen Begleiterscheinungen versorgen. Viele Kolleg:innen berichten, wie lähmend, ohnmächtig und zäh sich „die Situation“ anfühlt. Und trotzdem gibt es daneben genauso viele andere Seiten des Lebens, viel Schönes und Gutes, was sicher existiert und worüber wir uns freuen könnten, was uns mit Energie versorgen könnte, wenn es uns nur gelänge, dies überhaupt noch zu sehen.
„anoroC“ ist eben nur eine Seite des Lebens (ich möchte es nicht verharmlosen) und daneben gibt es noch soooo viele anderen Seiten. Aber klar, durch das ständige kommunikative Grundrauschen kommen wir gar nicht mehr dazu, diese Seiten überhaupt noch noch zu sehen, um das Ganze zu relativieren und ein wenig zu sortieren.
Anbei möchte ich eine kleine Übung skizzieren, die mir hilft, meine festgefahrene Aufmerksamkeit zu lösen.
Ausgangsbasis:
Die Grundvoraussetzung, um klebrige zähe Aufmerksamkeit zu lösen, ist (und das ist wichtig und manchmal gar nicht so einfach), den Widerstand dagegen aufzugeben. Erkenne an, dass du Gefühle (Wut, Trauer, Ärger, Unlust etc.) dazu hast. Manchmal hilft es auch, dass du das jemanden erzählst, die dir aufmerksam und mitfühlend zuhört und gebe dabei den Widerstand einfach auf.
Alternativ könnte man den Widerstand auch erst mal in eine Ecke stellen. Es könnte schließlich durchaus sein, dass man diese Kompetenz in einem anderen Kontext später wieder bräuchte.
Nun geht’s los:
Bei den folgenden Schritten geht es ums Fühlen. Du brauchst dazu keine Vorbereitung und kannst diese Schritte überall und in jeder Situation ausführen.
- Suche dir etwas aus, was du sehen kannst, beispielsweise einen Gegenstand und nehme seine Ränder, Kanten und Grenzen wahr. Atme dabei ganz entspannt.
- Fokussiere diesen Gegenstand nun, indem du seine Ränder, Kanten oder Grenzen aufmerksam betrachtest.
- Identifiziere dich jetzt damit und fühle ihn.
Führe diese Übung drei Mal hintereinander mit unterschiedlichen Gegenständen aus. Gehe nun zurück in deine Ausgangssituation (festgefahrener Aufmerksamkeit). Welche Unterschiede haben sich eingestellt im Sinne von besser, schlechter oder gleichbleibend.
Wiederhole diese Übung ggf., bis du ein ausreichend angenehmes Körperempfinden hast und mit deinem freien Willen wieder darüber entscheidest, wem und was du deine Aufmerksamkeit widmen möchtest. Viel Freude beim Ausprobieren ;).
*anoroC ist rückwärts gelesen Corona. Diese Intervention einer „Wortstörung“ hilft mir ebenso. Für mich ist dadurch ein Unterschied (im Sinne einer Verbesserung) spürbar. Welche Unterschiede bemerkst du?