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Ideen und Praktiken für die agile Organisation von morgen
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Bernd Oestereich Claudia Schröder

Claudia Schröder und Bernd Oestereich verstehen sich als Unternehmerinnen und Pionierinnen für kollegial geführte Organisationen, die nach Erfahrungen in eigenen Unternehmen viele andere Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihrem Wissen inspirieren konnten.
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Blog­se­rie Bau­stei­ne agi­ler OE (Teil 2): Klein­schrit­ti­ges erpro­ben­des Her­an­tas­ten

Ein Kern­ele­ment einer agi­len und kol­le­gi­al geführ­ten Orga­ni­sa­ti­on und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung ist ein empi­risch-ite­ra­ti­ves Vor­ge­hen. Wir visua­li­sie­ren die­ses Prin­zip ger­ne mit dem von uns so genann­ten OE-Zyklus (oder OE-Schlei­fe). Die Her­kunft und die wich­tigs­ten prin­zi­pi­el­len Schrit­te beschrei­ben wir in die­sem Blog­bei­trag.

Die­ser Blog­bei­trag ist der zwei­te Teil unse­rer Serie über die aus unse­rer Sicht wich­tigs­ten Bau­stei­ne agi­ler und kol­le­gia­ler Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung.

Die von uns ent­wi­ckel­te agi­le OE-Schlei­fe (sie­he Abbil­dung) ist eine Syn­the­se aus PDCA-Kreis (des­sen Vor­läu­fer von Wal­ter A. She­wart schon 1930 ent­wi­ckelt wur­de [W. E. Deming: Out of the Cri­sis; Mas­sa­chu­setts Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy, Cam­bridge, 1982]) und sys­te­mi­scher Schlei­fe [Ros­wi­ta Königs­wie­ser, Alex­an­der Exner: Sys­te­mi­sche Inter­ven­ti­on – Archi­tek­tu­ren und Designs für Bera­ter und Ver­än­de­rungs­ma­na­ger, Stutt­gart 1998] ergänzt um die (als Keil visua­li­sier­te) Inte­gra­ti­on und Stan­dar­di­sie­rung der pro­to­ty­pi­schen Ent­wick­lun­gen, einer gemein­sa­men Wer­te- und Prin­zi­pi­en­ba­sis und der losen Asso­zia­ti­on zu den Ebe­nen (Far­ben) von Spi­ral Dyna­mics.

Ein­sich­ten gewin­nen

Der Pro­zess beginnt damit, Infor­ma­tio­nen zum Betrach­tungs­ge­gen­stand zu gewin­nen. Die­se Infor­ma­tio­nen ver­ge­gen­wär­ti­gen wir uns, mög­lichst ohne sie zu bewer­ten.

Hypo­the­sen bil­den

Danach bil­den wir Hypo­the­sen, also Ver­mu­tun­gen über mög­li­che Wir­kungs­zu­sam­men­hän­ge. Wir bil­den in kon­struk­ti­vis­ti­scher Wei­se mög­li­che Rea­li­täts­kon­struk­tio­nen als gleich­be­rech­tigt neben­ein­an­der­ste­hen­de Per­spek­ti­ven. Anders als im für Scrum übli­chen PDCA-Zyklus mit sei­nen Unter­schei­dun­gen von richtig/falsch oder fertig/unfertig, bil­den wir uns statt­des­sen eine Mei­nung dar­über, wie hilf­reich wel­che Hypo­the­sen und Sicht­wei­sen für unse­re Zie­le und Anlie­gen sein könn­ten.

Hand­lungs­op­tio­nen erfin­den

Die aus­ge­wähl­ten Hypo­the­sen lei­ten uns bei der Erfin­dung mög­li­cher Hand­lungs­op­tio­nen: Wel­che Ver­än­de­run­gen möch­ten wir in wel­chem expe­ri­men­tel­len Rah­men aus­pro­bie­ren, um die Orga­ni­sa­ti­on in unse­rem Sin­ne (Ver­meh­rung von Res­sour­cen und Sys­tem­sta­bi­li­tät) zu ent­wi­ckeln? Wir unter­stel­len dabei kei­ne kau­sal ent­ste­hen­den Ergeb­nis­se, son­dern stel­len unse­re Ver­än­de­rungs­ideen in den Kon­text der von uns gewähl­ten Hypo­the­sen. Die Ver­än­de­run­gen wer­den soweit mög­lich nicht unum­kehr­bar und groß­flä­chig ein­ge­führt, son-dern zeit­lich und orga­ni­sa­to­risch begrenzt, bei­spiels­wei­se auf bestimm­te Pro­duk­te, Pro­zes­se, Teams, Stand­or­te, Arbeits­schich­ten, etc.

Ver­än­de­run­gen erpro­ben

Dann gilt es, die Veränderungsidee(n) aus­zu­pro­bie­ren und umzu­set­zen. Aus dem expe­ri­men­tel­len Rah­men ergibt sich auch, wer wel­che Ver­än­de­run­gen initi­iert und ver­ant­wor­tet und dar­über hin­aus invol­viert ist. Zur Vor­be­rei­tung der Expe­ri­men­te gehö­ren auch Über­le­gun­gen und ggf. kon­kre­te Fest­le­gun­gen, wann und von wem der Nut­zen des Expe­ri­men­tes über­prüft und beur­teilt wer­den kann und wann es abge­schlos­sen ist. Mit der Aus­wer­tung des Expe­ri­men­tes beginnt der Kreis erneut damit, Ein­sich­ten zu gewin­nen.

Ent­wick­lun­gen eta­blie­ren

Ein Expe­ri­ment ist eine spe­zi­el­le Situa­ti­on mit aus­ge­wähl­ten Rah­men­be­din­gun­gen und Betei­lig­ten in einem geschütz­ten Raum. In die­sem Kon­text erfolg­reich zu sein ist das eine, die damit demons­trier­ten und neu gewon­ne­nen Fähig­kei­ten in der Orga­ni­sa­ti­on per­so­nen­un-abhän­gig nach­hal­tig zu inte­grie­ren und zu eta­blie­ren, ist etwas ande­res.

Hier­zu müs­sen die­se Fähig­kei­ten in Struk­tu­ren, Pro­zes­se und Fer­tig­kei­ten der Orga­ni­sa­ti­on wei­ter­ge­hend ver­an­kert wer­den. Alle Betei­lig­ten müs­sen die Anwen­dungs­fäl­le sicher repro­du­zie­ren kön­nen. Und dies nicht nur für tri­via­le Fäl­le, son­dern in der gan­zen Viel­falt und mit allen Wid­rig­kei­ten des Arbeits­all­tags. Es geht um die Stan­dar­di­sie­rung inner­halb der Orga­ni­sa­ti­on.

In der Visua­li­sie­rung der agi­len OE-Schlei­fe ist dies der Keil, der unter­ge­scho­ben wird, da-mit Rück­schrit­te ver­mie­den wer­den und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung kei­ne Sisy­phos-Arbeit wird.

Gemein­sa­me Wer­te und Prin­zi­pi­en

Bei alle­dem, vor allem bei der Bil­dung von Hypo­the­sen und der Erfin­dung von Hand­lungs­op­tio­nen, las­sen sich die Betei­lig­ten von ihren Wer­ten und Prin­zi­pi­en lei­ten. Sich ihrer bewusst zu wer­den, sie kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und zu reflek­tie­ren, kann die Rei­fe einer Orga­ni­sa­ti­on und ihrer Mit­glie­der för­dern.

Empi­ri­sche und ergeb­nis­of­fe­ne Ent­wick­lung

Der zuvor beschrie­be­ne agi­le OE-Zyklus beschreibt ein ite­ra­tiv-empi­ri­sches Vor­ge­hen. Ent­spre­chend ver­zich­ten wir auf lang­fris­ti­ge Inter­ven­ti­ons­ar­chi­tek­tu­ren oder Pro­jekt­plä­ne. Vie­le Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lun­gen wer­den als ziel­ori­en­tier­te Pro­jek­te ver­stan­den. Die Zie­le wer­den dabei meis­tens von einem zen­tra­len Auf­trag­ge­ber vor­ge­ge­ben und mit bestimm­ten Ziel­kri­te­ri­en und ‑wer­ten ver­bun­den. Dem­entspre­chend kön­nen dort die ent­ste­hen­den Ver­än­de­run­gen dann auch in rich­tig und falsch unter­schie­den, quan­ti­fi­ziert und Teil von spe­ku­la­ti­ven Kos­ten-Nut­zen-Rech­nun­gen wer­den.

Wir stel­len dem ein ergeb­nis­of­fe­nes Vor­ge­hen gegen­über. Es ist durch­aus hilf­reich, sich über gewünsch­te Ergeb­nis­se zu ver­stän­di­gen,

  • solan­ge alle Betei­lig­ten in Demut auf das tat­säch­li­che Ergeb­nis war­ten kön­nen,
  • solan­ge alle die inne­re Bereit­schaft haben, dass, was tat­säch­lich ent­steht, als Rea­li­tät anzu­neh­men und dar­aus zu ler­nen
  • und solan­ge alle bereit sind, sich auch auf uner­war­te­te Ergeb­nis­se ein­zu­stel­len und vor­zu­be­rei­ten.

Die Bereit­schaft zur Ergeb­nis­of­fen­heit ist eine wich­ti­ge Ergän­zung des Prin­zips der schritt­wei­sen Ent­wick­lung und nur eine ande­re Ansicht des Prin­zips empi­ri­scher Ent­wick­lung.

Dabei ori­en­tie­ren wir uns an den zeit­li­chen Mög­lich­kei­ten der Orga­ni­sa­ti­on und Mit­ar­bei­ten­den zur Füh­rungs- und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lungs­ar­beit.

Wenn es nicht um eine kon­ti­nu­ier­li­che Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung geht, son­dern um ein Pro­jekt, also ein zeit­lich begrenz­tes Vor­ha­ben mit beson­de­rem Ziel, ver­wen­den wir auch ger­ne das fol­gen­de Wol­ken­bild.

Aus­blick

Im nächs­ten Teil die­ser Blog­se­rie geht um das The­ma kol­le­gi­al ver­teil­te und zie­hen­de Füh­rung.

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